Perth

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Freitag, 13. Juni 2014

Rabat - das Surfparadies

So oder so ähnlich könnte es ausgesehen haben
Kann jemand Fotos machen? frage ich Abdel.
Nein, leider nicht.
Also wird mir keiner zu Hause glauben, dass ich das wirklich gemacht habe.


Schnell mache ich noch ein Foto im Spiegel meines Zimmers, nachdem ich 10 Minuten gebraucht habe, den doch sehr figurbetonten Neoprenanzug mehr oder weniger elegant hochzuziehen.
Auf geht's: Einzelsurfunterricht mit Isma, der entweder sehr schüchtern ist, oder keine Sprache spricht, die ich verstehe. Gemeinsam tragen wir das Surfbrett durch die engen Gassen der Medina, in meinem Kopf spielt in Endlosschleife die Titelmelodie von Hawaii 5-0.

Die marokkanischen Kinder schauen mich ungläubig an, sie wissen ja noch nicht, dass sie ein Naturtalent vor sich haben. Vor meinem inneren Auge sehe ich mich mit einer Leichtigkeit durch die Wellen gleiten, doch es wird mir niemand glauben, denn es werden keine Fotos gemacht.

Am Strand angelangt, fällt mir fast mein rechter Arm ab. Das Brett ist ziemlich schwer. Schon beim Aufwärmen merke ich mal wieder, dass mir die Sache mit dem Gleichgewicht ziemlich abgeht. So viel zumThema Naturtalent und Eleganz. Sollte ich erwähnen, dass ich auch nach vielen Jahren aktiven Sports nicht einen Liegestütz schaffe? Ach, das passt jetzt nicht hier hin, man soll sich ja nicht kleiner machen, als man ist.

Wir legen das Brett in den Sand, Isma legt sich drauf, ich mich daneben und er zeigt mir wie man paddelt und aufsteht. Danach soll ich es auch noch einmal auf dem Brett versuchen und es klappt gut. Ich habe also gezeigt, dass ich auf einer Stelle aufstehen kann, jippieh (langsamer, sarkastischer Beifall).

Auf geht's sagt Isma. Ich gucke ihn entgeistert an. Drei mal auf einem unbewegten Brett stehen qualifiziert wohl kaum, dass man ins Wasser gehen kann und die nächste zwei Meter, ach was sage, 10 Meter Welle nehmen kann. Was ist mit dem theoretischem Wissen, dem Wetterkartenlesen und dem Was-muss-ich-tun-wenn-ich-vom-Brett-falle-eine-Welle-mich-erwischt-ich-keine-Luft-mehr-bekomme-das-Brett-mich-fast-erschlägt-und-das-Fußband-mich-erdrosselt? Das basiert dann wohl auf Erfahrungswerten. Wir gehen tiefer ins Wasser.

Montes! sagt Isma und klopft auf das Brett. Mit herausragender Eleganz lande ich mit einem Bauchklatscher auf dem Brett. Die erste Welle kommt... und geht. Nicht ohne mich mit einer Leichtigkeit vom Brett zu schubsen. Wirklich vorangekommen bin ich nicht. Ich gucke meinen Trainer an, doch er sagt nichts.

Welle 2: Ich fange an, den Fischen den Lebensraum zu nehmen. Immer wieder überraschend, dass Meerwas salzig ist.

Welle 10: Ich rutsche immer wieder ab. Das nervt mich. Isma sagt immer noch nichts. Ich will mich rechtfertigen, doch mir fällt nicht mehr ein,was rutschig auf Französisch heißt, oder Englisch. Generell habe ich nicht die Kraft zu sprechen.

Welle 15: Schön, dass keiner eine Kamera dabei hat, die Bilder würden wohl unter die Rubrik wie-man-es-nicht-macht fallen. Mein Selbstbewusstsein ist dahin, davongeschwommen mit meinen Träumen über die Siegerehrung einer Surfweltmeisterschaft. Sind die zwei Stunden Surfkurs nicht langsam vorbei.

Welle 20: Ich stehe, ich stehe, ich STEHE. Als mir das klar wird, falle ich auch schon wieder um. Aber egal, ich stand und es hat sogar jemand gejubelt. Begeistert drehe ich mich zu Isma um, doch er steht nur da,zuckt mit den Schultern und sagt ça va. Ça va? Das ist eines meiner größten Erfolgserlebnisse der vergangenen fünf Jahre und er sagt ça va? Na, dem werd ichs zeigen.

Welle 30: Mittlerweile kann ich bei jeder Welle aufstehen und falle sofort wieder um. Anscheinend doch kein so großer Erfolg. Langsam macht es keinen Spaß mehr.

Welle 31: Ich stand länger als 5 Sekunden und bin die Welle zu Ende gesurft. Wuhuuu. surfen macht sooo viel Spaß. Isma lobt mich sogar.

Welle 32: Langsam wird es voll im Wasser. Vor mir taucht einer auf, ich springe vom Brett (das kann ich ja jetzt ;)) und pralle mit Ellenbogen und Hüfte auf den Sand.

Welle 154: Nach zwei Stunden kommt die letze Welle. Die wird noch einmal richtig gesurft. Dann geht es zurück zum Hostel. Das Brett ist jetzt dreimal so schwer. Schnell unter die Dusche und dann begeb ich mich auf Essenssuche in Marokkos Hauptstadt

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